Das Liebeslied, 1717
Antoine Watteau (1684-1721)
n ihrer frühen Entwicklung war die Gitarre im Gegensatz zu Vihuela und Laute meist
Begleitinstrument für populäres Liedgut mit wenig originärer, gehobener Literatur, konnte aber dem Verfall zum reinen Akkordinstrument
des frühen Barock vor allem in Italien und Frankreich trotzen und eine Stellung mit eigenem Repertoire erobern. Die Blütezeit erlebte
das Instrument in den Pariser und Wiener Salons der Klassik. Doch erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt die Gitarre durch Antonio de Torres
die heutige Bauform. In der sogenannten neuen spanischen Gitarrenschule ordnete und entwickelte Francisco Tárrega die Technik
der Gitarre und wies damit den Weg ins 20. Jahrhundert in dem vor allem Andrés Segovia die klassische Gitarre durch weltweite Tourneen
in die Konzertsäle brachte.
Zwei Aspekte ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Gitarre. Erstens stand sie immer im
Schatten anderer Instrumente. Ob das die Vihuela und sechschörige Laute in der Renaissance, die theorbierte Laute des Barocks oder später das
Klavier und Violine war, immer konnte die Gitarre nur ein Nischendasein führen. Zweitens schöpfte sie ihre Beständigkeit immer aus der
Verwurzelung in der Volksmusik. Das gehobene Repertoire war fast durchgängig marginal und meist Reproduktion der originären Entwicklung.
Aber jede Talsohle konnte das Instrument durch seine Verankerung in den Traditionen der Liedbegleitung und einfachen Tanzmusik überstehen.